Gegen das Vergessen: Übersicht < Initiative gegen das Vergessen
Zur Zeit des Nationalsozialismus beantragte die Leitung der damaligen Adlerwerke in Frankfurt Zwangsarbeiter für ihre Rüstungsproduktion und ließ auf ihrem Gelände ein Konzentrationslager (KZ) mit dem Decknamen Katzbach errichten. Diese Tatsache wurde erst durch die Veröffentlichung von Ernst Kaiser und Michael Knorn in dem Buch »Wir lebten und schliefen zwischen den Toten«, das in erster Auflage 1994 im Campus Verlag erschien, breiter bekannt gemacht.
Der Verein Leben und Arbeiten im Gallus und in Griesheim (LAGG), der aus einer Betriebsratsinitiative bei Triumph Adler hervorgegangen ist, hat 1995 anlässlich des 50. Jahrestags der KZ-Evakuierung und des damit verbundenen Todesmarsches nach Buchenwald zu einer Demonstration aufgerufen und dadurch dieses Kapitel der Geschichte der Adlerwerke und Frankfurts in die Öffentlichkeit getragen.
Zwei Jahre zuvor hatte der LAGG in einer Gedenkveranstaltung auf dem Frankfurter Hauptfriedhof am Grab von 528 Opfern des KZ Katzbach einen Kranz niedergelegt. Bis dahin wurde das Grab unter dem Namen »Polnische Kriegsgräber« geführt und kaum beachtet.
Der LAGG erhob gegenüber Triumph Adler und dem früheren Mehrheitsaktionär Dresdner Bank die Forderung, den elf überlebenden KZ-Häftlingen eine angemessene Entschädigung zu zahlen. Die Dresdner Bank bestritt jedoch ihre Verantwortung. Durch die Spende des LAGG, die größere Summe eines anonymen Spenders und mehrere Einzelspenden konnte den Überlebenden jedoch 1996 erstmalig eine symbolische Entschädigung übergeben werden.
1996 hatte der Verein und die neu gegründete »Initiative gegen das Vergessen« einen Wettbewerb für einen Gedenkstein für die ermordeten Häftlinge des KZ Adlerwerke (Katzbach) ausgeschrieben. Am 6. September 1997 fand die Einweihung des Gedenksteins auf dem Hauptfriedhof in Anwesenheit von Überlebenden des KZ Adlerwerke statt. Die Mitglieder des Vereins und der Initiative sowie viele Unterstützerinnen und Unterstützer hatten die Gelegenheit, mit den sieben Überlebenden Freundschaft zu schließen und an ihren Erinnerungen teilzuhaben.
Der Verein hatte inzwischen ein Aktienpaket der Dresdner Bank gekauft, um bei der Jahreshauptversammlung den Antrag auf Entschädigung stellen zu können, der mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurde. Die Aktivitäten der Initiative, die dadurch geschaffene Öffentlichkeit und die Intervention einiger Stadtpolitiker, wie Tom Königs, veranlasste die Dresdner Bank schließlich doch zur Zahlung einer »humanitären Hilfe« in Höhe von insgesamt 80.000 DM an die Mitte 1998 noch lebenden elf ehemaligen KZ-Häftlinge.
Eine weitere Forderung des LAGG und der Initiative gegen das Vergessen, eine Straße im Gallusviertel bei den Adlerwerken nach zwei nach der Flucht von SS-Bewachern öffentlich hingerichteten KZ-Häftlingen zu benennen, hatte im November 1997 Erfolg. Der Platz gegenüber den Adlerwerken heißt jetzt Golub-Lebedenko-Platz nach Adam Golub und Georgi Lebedenko.
Die jahrelange Arbeit, die verschiedenen Auseinandersetzungen, die Bekanntschaft mit den überlebenden Menschen sowie Überlegungen zur Vermittlung der Geschichte des KZ-Adlerwerke veranlasste die Initiative sich mit anderen Formen der Darstellung zu befassen. Daraus entstand – in Zusammenarbeit mit Musikern – eine szenische Collage, die 1999 im Gallustheater (in den Räumen der ehemaligen Adlerwerke) und im Dezember 2000 im DGB-Haus aufgeführt wurde.
Dieselben Überlegungen führten 2003 auch zu dem Entschluss, mit einer eigenen Website die Erfahrungen der Initiative gegen das Vergessen einer größeren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Verbunden damit ist auch die Hoffnung, Anstoß für eigene Aktivitäten zu geben.