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22. März 1944 Ein Luftangriff führte zu schweren Zerstörungen in den Adlerwerken in Frankfurt am Main. In Folge dessen wurden die meisten Produktionszweige ins Umland verlagert und damit auch die Firmensubstanz über das Kriegsende hinaus gerettet. Schützenpanzerfahrgestell- und Motorenfertigung blieben in Frankfurt. Arbeitskräfte fehlten. »Nachschub« an Zwangsarbeiter/innen gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die Adlerwerke forderten beim SS-WVHA (Wirtschaftsverwaltungshauptamt) mit Nachdruck KZ-Häftlinge an. Sie sollten direkt am Arbeitsplatz untergebracht werden – mitten in der Stadt, im Gallusviertel, im dritten und vierten Stock des Fabrikgebäudes an der Weilburger Straße im Werk I. Eine schnell umzusetzende und billige Lösung. Um den Mangel an SS-Personal auszugleichen, stellten die Adlerwerke eine eigene, 300 Mann starke Hilfswachmannschaft zusammen, die mit der SS kooperierte. Die Organisation des Lagers wurde zwischen SS und Werk aufgeteilt.
Mitte August 1944 Lagerkommandant Franz traf in den Adlerwerken ein.
22. August 1944 Mit der Ankunft des Bauvorkommandos - 200 KZ-Häftinge aus Buchenwald – war das KZ Frankfurt/Adlerwerke, ein Aussenlager des KZ-Natzweiler, Deckname »Katzbach« eröffnet.
29. September 1944 Tausend KZ-Häftlinge kamen nach dreitägigem Transport aus Dachau in Frankfurt an. Anfang September hatte man sie aus dem aufständischen Warschau in das KZ Dachau verschleppt. Das Alter der Häftlinge lag zwischen 11 und 65 Jahren.
Ende Oktober 1944 Im KZ »Katzbach« waren 1139 Häftlinge - der höchste Belegungsstand des für 1000 Häftlinge konzipierten Lagers, das eine Fläche von höchstens 1300 qm hat. Insgesamt wurden mindestens 1600 Häftlinge in die Adlerwerke gebracht, für die die Adlerwerke einen geringen »Mietpreis« zahlten.
Jahreswechsel 1944/1945 Die Adlerwerke erzielten im Jahre 1944 den höchsten Bilanzgewinn während des 2. Weltkrieges.
8. Januar 1945 Mindestens 50 Häftlinge, die sich im Einsatz im Werk II befanden, starben bei einem Bombenangriff. Sie waren eingesperrt in einem Kellerraum, der nicht unter einem Gebäude, sondern unter einer Fahrstraße auf dem Werksgelände lag. Lagerkommandant Franz hatte untersagt, die Häftlinge in die Schutzbunker ins Werk I zu bringen.
Januar 1945 Im KZ gab es bereits 227 Tote; mindestens jeder sechste Häftling starb unmittelbar in den Adlerwerken. Die meisten kranken und arbeitsunfähigen Häftlinge wurden jedoch in das KZ Außenlager Vaihingen geschickt, faktisch ein Sterbelager. Das KZ Adlerwerke hatte die höchste Vernichtungsrate aller hessischen KZ Außenlager und aller Produktionskommandos des KZ-Stammlagers Natzweiler.
22. Januar 1945 Von ursprünglich 1200 Häftlingen befanden sich nur noch 744 im Lager. Der Januar 1945 war der Monat mit der höchsten Todesrate.
26. Januar 1945 In der Häftlingsstatistik wurden 167 »Zugänge« registriert. Die Häftlinge waren Warschauer, die wahrscheinlich alle vorher im KZ-Außenlager von Daimler-Benz in Mannheim-Sandhofen waren.
1. Februar 1945 225 Häftlinge aus Buchenwald kamen an. Der Transport setzte sich hauptsächlich aus langjährigen Häftlingen aus dem KZ-Außenlager Auschwitz-Jawischowitz zusammen. Mit ihnen kamen noch einige deutsche Häftlinge, die kurz zuvor aus Strafgefängnissen nach Buchenwald eingeliefert worden waren. Die bis dahin homogene Häftlingsgruppe war jetzt hierarchisch angelegt. Nach den wenigen »Reichsdeutschen« folgten die polnischen, russischen und jüdischen Häftlinge. Dazwischen gab es vereinzelt Häftlinge aus anderen Ländern. Acht Nationen waren im Lager vertreten.
12. März 1945 letzter Eintrag in der Häftlingsstatistik der Adlerwerke mit »Bestand«: 874.
13. März 1945 Ungefähr 500 sterbende, kranke und marschunfähige Häftlinge wurden in Güterwaggons gepfercht. Die SS verschloss sie, und drei Tage und Nächte standen sie auf den Gleisen bevor sich der Zug nach Bergen-Belsen in Bewegung setzte. Am 23. März 1945 erreichte er sein Ziel. Lediglich acht Häftlinge überlebten den Transport und das KZ Bergen-Belsen.
23. März 1945 Die Produktion im gesamten Werk stand still.
24. März 1945 Der Evakuierungsmarsch nach Buchenwald mit den restlichen etwa 400 Häftlingen begann. Am 30. März 1945 trafen dort 280 Häftlinge ein. Einige von ihnen überlebten in den Krankenblocks des KZ Buchenwald, andere wurden in weiteren Märschen in das KZ Dachau getrieben. Knapp 40 Häftlinge aus den Adlerwerken erreichten am 27.4.1945 das KZ Dachau und wurden dort zwei Tage später von der US-amerikanischen Armee befreit.