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SS-Unterscharführer Emil Lendzian

Der 42jährige Kraftfahrer war vor den Adlerwerken im Vernichtungslager Majdanek als Wachmann eingesetzt worden. Er kam vermutlich im April 1944 in das KZ Natzweiler und dann zum KZ Adlerwerke. Im Januar 1945 wurde er zum Lagerleiter bei Krupp in Geisenheim befördert. Beim KZ Katzbach (Adlerwerke) war er Stellvertreter des Lagerkommandanten Franz und teilte, abwechselnd mit diesem, die Wachleute ein und überwachte das „Krankenrevier“.

Lendzian ist für besondere Brutalität bekannt „weil er Leute totgeschlagen hat, hauptsächlich Kranke, die sich zum Arzt meldeten“ (so der Häftling Kazimierz Doszla bei der Kripo Frankfurt 1946). Lendzian bestimmte über die Belegung des „Krankenreviers“ nach dem Motto: Die Kranken heilt man mit dem Stock. Gefangene, die beim Appell vortraten und sagten, sie seien krank, schlug er oder ein anderer SS-Mann mit dem Stock, einem dicken Kabel oder Pritschenbrett. (nach Erinnerungen von Ryszard Kojer und Zygmunt Kaczmarski) Er wurde von den Häftlingen und der SS „Iwan der Schreckliche“ und „Tiger von Eschnapur“ genannt.

Der ehemalige Häftling Jerzy Kamasinski beschreibt die Erhängung der beiden Häftlinge Wincenty Bochenski und Wladiyslaw Sumara und die besondere Rolle welche Lendzian dabei spielte: „Der >Tiger< (gemeint ist Lendzian) bereitete die Hinrichtung vor. Er hat den beiden Jungs ganz kleine, niedrige Schemel untergestellt. Als man uns zusammengetrieben hat, stand die SS mit Karabinern um uns herum, weil sie Angst hatte, daß wir uns zur Verteidigung der beiden zusammentun könnten. Sie hatten die Hände hinten zusammengebunden. Der >Tiger< kam von hinten. Die beiden versuchten, nach dem Umstürzen des Hockers mit den Fußspitzen den Boden zu berühren. Da hat er sie dann nach hinten gezogen und fünf Minuten gehalten um sie zu erdrosseln. Das ist so, als würde ich es jetzt sehen. Ein Erlebnis, das man niemals vergißt.“

Emil Lendzian starb Anfang der 50er Jahre. Für seine Morde wurde er nicht zur Verantwortung gezogen.