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Aus der Frankfurter Rundschau, Anfang Mai 1998:

Gedenktafel erinnert an Zwangsarbeiter

Plakette an der Front der früheren Adlerwerke in der Kleyerstraße wird Freitag enthüllt

Die Gedenktafel, mit der an das Schicksal der in den Adlerwerken während der NS-Zeit als Zwangsarbeiter ausgebeuteten und im firmeneigenen KZ-Außenlager „Katzbach" gequälten und ermordeten NS-Opfer erinnert werden soll, hat nun endlich seinen endgültigen — und von Stadtteilhistorikern sowie Stadtteilpolitikern geforderten — Platz gefunden. Seit Donnerstag nachmittag ist die bereits seit 1993 existierende Tafel an der Außenmauer der ehemaligen Adlerwerke in der Kleyerstraße montiert. Offiziell enthüllt werden soll sie erst am Freitag dieser Woche.

Die Eile, mit der das für die Einrichtung von Mahnmalen zuständige — aber für die Ortsauswahl nicht befugte — Kulturdezernat am Vorabend des Maifeiertages zu Montagearbeiten ausrückte, überrascht. Doch sie schien dem im Institut für Stadtgeschichte inhaltlich für die Einrichtung des Gedenkmals im Gallus zuständigen Michael Fleiter geboten. Denn es galt, die erhitzten Gemüter des Ortsbeirats l (Bahnhof, Gallus, Gutleut und Innenstadt) zu besänftigen.

„Übergangen" fühlten sich alle demokratischen Fraktionen des Stadtteilparlaments, als Ortsvorsteher Hans Heilmann (SPD) dem Gremium am Dienstag das Einladungsschreiben Fleiters für die bevorstehende Gedenkfeier verlas. In den Innenhof und nicht an die Außenmauer hatte der Stadthistoriker den Platz der Gedenktafel und den Ort der Feierstunde verlegt.

Der für Auswahl von Gedenkorten verantwortliche Ortsbeirat habe sich „die Entscheidung nicht leicht gemacht. Wir haben es uns gut überlegt, warum wir die Tafel draußen an der Mauer haben wollen", berichtete SPD-Fraktionschef Arne Knudt. „Das, was einst hinter den Mauern geschah, soll symbolisch nach außen getragen werden", erklärte der Sozialdemokrat und betonte, der Ortsbeirat dürfe sich das Recht auf die Ortsbestimmung nicht nehmen lassen.

Der Gedanke, Schulklassen könnten im Innenhof einen „geeigneteren" Lernort finden, habe ihn „so begeistert, daß ich das Votum des Ortbeirats übersehen habe", versuchte Fleiter im Gespräch mit der FR seinen Verfahrensfehler zu begründen und eilte sich, ihn durch das zügige Festschrauben der Tafel am richtigen Ort zu revidieren. Für Ortsvorsteher Heilmann „ist die Sache damit in Ordnung".

Er unterstelle den Mitarbeitern der Stadt „keine böse Absicht. Die machen dort ihren Job und wissen manchmal nicht genau, wo die Grenzen der Zuständigkeit liegen", signalisierte Heilmann gegenüber der FR Verständnis für das Verhalten der Stadthistoriker. tak

Frankfurter Rundschau, Anfang Mai 1998