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Erinnerungen von
Heinz Meyer

Im Vergleich zu Auschwitz-Jawischowitz “warst Du richtig ne Null in Frankfurt. Du warst überhaupt nichts. Du warst ein Werkzeug. Aus!” Befragt nach Überlebensstrategien, erklärte er die wesentlichste Abwehrreaktion “Sich anpassen, nicht auffallen. Das war das einzige”.

“Ein Häftling musste einmal austreten, bekam aber dazu von dem Wachtposten keine Erlaubnis. Der Häftling [...] verrichtete daraufhin seine Notdurft unmittelbar an der Maschine. Ich habe das gesehen, weil ich sein Nachbar am Arbeitsplatz war. Der SS-Posten hat das auch gesehen, ging zu dem Häftling und sagte, das sei Sabotage und er würde ihn melden. Am Morgen dann, nach der Schicht, als wir in unsere Unterkunft zurückgingen, wurde der Häftling von zwei SS-Posten abgeführt [...]. Später wurde dann erzählt, dass der Häftling im Fahrstuhl erschossen wurde.” (Aussage beim Hessischen Landeskriminalamt v. 4.8.1969)

Er nahm zusammen mit vermutlich 24 jüdischen Häftlingen am Evakuierungsmarsch teil. Schon im Lager ging das Gerücht um, dass sie alle den Fußmarsch nicht überleben sollten. Zum Ziehen und Schieben der Wagen mit den Kranken wurden in erster Linie die jüdischen Häftlinge eingesetzt, um sie noch mehr zu schwächen und dann durch Kopfschuss umzubringen. Heinz Meyer entging dem Tod nur, weil Mithäftlinge das verhindert haben “ und zwar durch Unterhaken, so dass man mich nicht herausziehen konnte”. (Beim LKA 4.8.1969)

Kurz vor Hünfeld wollte die SS dann auch die restlichen, bis dahin unerkannten jüdischen Häftlinge vernichten. Heinz Meyer erinnerte sich, wie alle Häftlinge auf einem jüdischen Friedhof Aufstellung nehmen mussten und es hieß: “Juden raus”. Keiner trat vor. Doch es gab auch Denunzianten unter den Häftlingen “und so haben sie mich auch rausgefummelt mit dem Heinz Aber.” Sie bekamen vom Lagerkommandanten Franz einen Spaten mit den Worten: “Du Saujud, schaufel Dir Dein Grab!” Während sie gruben kamen einige Wehrmachts- und SS-Offiziere zu Franz und sprachen mit ihm. Diese Intervention verhinderte wahrscheinlich, dass beide erschossen wurden. (Aussage bei der Kripo Frankfurt 11.11.1946)

Auf seine Bitte um Entschädigungsleistung in den fünfziger Jahren an die Adlerwerke erhielt er nicht einmal Worte des Bedauerns – “kess und frech haben sie geschrieben, damit hätten sie nichts zu tun.”

Alle Zitate in Kaiser/Knorn “Wir lebten und schliefen zwischen den Toten”

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