Gegen das Vergessen: Übersicht < Aktionen < Mahngänge
An diesem Tag befahl der Gauleiter die Evakuierung des KZ-Außenlagers. Etwa 350 Häftlinge wurden aus der Stadt über Fechenheim, Dörnigheim, Hanau, bis Hünfeld getrieben und von dort in Güterwaggons nach Buchenwald transportiert. Den Todesmarsch überlebten nur 280 von ihnen. Von Buchenwald aus wurden sie anschließend nach Dachau deportiert, wo letztendlich nur 40 Häftlinge lebend ankamen.
Bereits Ende der 70er Jahre gab es eine Demonstration durch das Gallusviertel mit etwa 200 Teilnehmer/innen, die an den Todesmarsch und die braune Vergangenheit der Adlerwerke erinnerte. Sie endete vor den Adlerwerken mit der Anbringung einer provisorischen Gedenktafel.
Anlässlich des 50. Jahrestages, am 24.3.1995, riefen der Verein Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim (LAGG) und andere Organisationen zur Demonstration auf – „Gegen Verdrängen, Vergessen und Verfälschen der Geschichte!“ Etwa 250 Menschen nahmen daran teil. Die Demonstration begann mit einer Kundgebung an der Ecke Kleyerstraße / Lahnstraße. Weitere Stationen waren der Frankfurter Hauptbahnhof und die Dresdner Bank in der Gallusanlage.
Am Mahngang zum 53. Jahrestag des Todesmarsches, am 24.3.1998 nahmen die ehemaligen Häftlinge Ryszard Olek, Heinz Meyer und Wladyslaw Jarocki teil. Der Aufruf lautete diesmal: „Der Opfer gedenken, die Erinnerung wachhalten, die Überlebenden entschädigen“.
Der Mahngang begann vor den ehemaligen Adlerwerken, wo seit dem 8. Mai 1998 eine Gedenktafel an das KZ erinnert. Hier hielt Wladyslaw Jarocki eine Rede. Die weiteren Stationen waren:
Dresdner Bank — hier sprach Herbert Beyer, Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen;
Degussa — vor dem Firmensitz in der Weißfrauenstraße berichtete Peter Gingold über die Rolle der Degesch, einer Tochterfirma der Degussa, die das Nervengas Zyklon B produzierte, mit dem Millionen Menschen von den Nazis ermordet wurden;
Gesundheitsamt — Zur Abschlusskundgebung sprach Hans Böttcher, der Geschäftsführer der Roma-Union u.a. über die beiden führenden Rassebiologen der Nazis, Eva Justin und Robert Ritter, die noch lange nach Kriegsende im Jugendamt und Gesundheitsamt beschäftigt waren.
Am Mahngang zum 54. Jahrestag, dem 24.3.1999 waren die ehemaligen Häftlinge Andrzej Branecki und Heinz Meyer, sowie Andrzej Cieslinski, der Sohn des in den Adlerwerken verstorbenen Häftlings Jan Cieslinski und Ewa Michna, die Enkelin eines ehemaligen Häftlings, anwesend. Zur Abschlusskundgebung vor den ehemaligen Adlerwerken sprach Andrzej Branecki.